Ustka

Tines Ustka-Trip

Martina hat auf ihrem Weg nach Danzig die Reihe der Motorschäden in der PSV-WSA fortgeführt, Gastfreundschaft in Ustka erfahren, sich retten lassen und ihre erste Nachtfahrt unter eigenem Kommando auf der Ostsee gewagt. Das kann man wohl guten Gewissens als Abenteuerurlaub verbuchen. Und sie war so nett, uns einen kompletten Bericht dieser Erfahrung zu schreiben.
Ihr Bericht:

Liebe Sportkameraden,

wie ihr wisst, hatte ich in diesem Jahr ziemlich viel Pech in meinem Urlaub. Mein eigentliches Ziel war Danzig gewesen, was ich aber leider nicht erreicht habe. Ich bin nur bis nach Ustka gekommen. Schuld an meinem ungewollt langen Aufenthalt in Ustka war ein Maschinenschaden, der nur durch den Einbau eines neuen Motors behoben werden konnte. Zwei Wochen an Zeit hat mich dieser Schaden (abgesehen von den €uros) gekostet. – Ich bin den Leuten aus Ustka ob ihrer grandiosen Hilfe und Freundlichkeit sehr dankbar; ich habe mich in ihrer Mitte stets aufgehoben und willkommen gefühlt. Meine Dankbarkeit versuche ich nun, wieder zurück in Berlin, Ausdruck zu verleihen, in dem ich ihren Stadt-Stander (den hatte mir der Hafenmeister geschenkt) den Rest der Saison über im Topp unter der Saling weiter führe.

Tines Ustka-Trip

Nach dem Austausch des Motors hat die Zeit leider nicht mehr dazu gereicht, mein Ziel Danzig zu erreichen. Und so bin ich die Heimfahrt angetreten. – Eine Seestrecke folgte von Darlowo nach Kolobrzeg (Kolberg), die mir sehr viel abverlangt hat. Da der Wind aus Westen kam, der Richtung, in die ich wollte, sah mein Plan vor dorthin zu motoren. Ich bin bei Windstille gestartet, 30sm maß die Strecke. Die Wettervorhersage sah eine Windzunahme ab nachmittags mit Starkwind am Abend vor. Wind und Wetter wären für mich eigentlich gar kein Problem gewesen, denn zu der Zeit des angekündigten Starkwindes wäre ich eigentlich schon längst sicher im Hafen von Kolobrzeg gewesen. – Eigentlich… Aber aus unerklärlichen Gründen ging etwa 5sm vor der Hafeneinfahrt plötzlich der Motor aus (spätere Vermutungen zu diesem Vorfall waren entweder treibender Unrat, der in die Schraube geraten ist, oder im Tank aufgeschäumter Diesel). Somit trieb Matilda erstmal manövrierunfähig Richtung Küste. Startversuche der Maschine erzielten keinen Erfolg. Glücklicherweise war das Vorsegel angeschlagen, welches ich dann setzen und von der Küste aus der werdenden Legerwallsituation wegsegeln konnte. Alleine war es mir nicht möglich das Großsegel zu setzen (die Persenning war drauf und nichts fertig angeschlagen) und durch die Welle hätte dies eine gefährliche Situation für mich werden können, wenn ich vom Deck (wenn auch am Lifebelt gesichert) gefallen wäre. Zudem musste auch das Ruder weiter besetzt sein. Der Autopilot half in dieser Situation leider wenig. Somit entschloss ich mich dazu, die Seenotrettung zu alarmieren. Kreuzen bei Wind, Welle und dem daraus entstehenden Strom nur mit der Fock war unmöglich. Die Seenotretter waren nach etwa 30Min. bei mir. Nebst dem Seenotkreuzer und dessen Tochterboot war auf einmal auch die Küstenwache um mich herum. Die SAR schon in der Ferne zu erspähen, war so ein befreiendes und erleichterndes Gefühl!! Mittlerweile waren es 6 Bft. und die Welle zu hoch, als dass mich der Seenotkreuzer in den Hafen hätte schleppen können. Somit wurde mir einer der Seenotretter übergesetzt. Gemeinsam konnten wir dann das Großsegel setzen und es ging auf der Kreuz Richtung Kolobrzeg. Dann bei 7 Bft. und ordentlich überkommender See. Aber wir sind gut in den Hafen hineingekommen, Matilda kann ordentlich was wegstecken!! In der Hafeneinfahrt wartete das Rettungsboot, welches uns in den Yachthafen hineinmanövrierte. – Das alles war ein ziemlich großer Schock für mich gewesen. Soviel Abenteuer in einem Urlaub habe ich mir nicht träumen lassen…

Tines Ustka-Trip

Tines Ustka-Trip

Die Seenotretter waren nach wie vor sehr hilfsbereit, einer ihrer Mechaniker hat sich den Motor besehen (Filter), hat aber keinen Defekt finden können. Und nach weiteren Startversuchen im Hafen sprang er dann unter viel Qualmerei mit einem mal wieder an. Und seit diesem Vorfall läuft er auch ohne weitere Probleme tadellos.

Wenngleich der Schock zunächst tief saß, ging es ein paar Tage später wieder raus auf See: Weiter gen Heimat. Das ist auch das einzig Richtige, was man nach einem solchen Erlebnis machen kann. Mit Sabs als Crew ging es 88sm in einem Rutsch von Kolobrzeg nach Mönkebude. Wir konnten die Nachtfahrt bei moderaten 4 Bft. Ostwind genießen. Die nächtliche Ansteuerung um 1:30h in der Früh nach Swinemünde war spannend, schön und problemlos. So auch die letzte Fahrt von Mönkebude nach Stettin. Wir hatten es auch geschafft, noch vor dem Regen in Stettin anzukommen.

Tines Ustka-Trip

Und das Fazit meines Berichts: Geht bloß nicht auf See; viel zu gefährlich! – Das ist natürlich nur ein Spaß!! Denn als Fazit möchte ich vielmehr jeden mit auf den Weg geben, auf jeden Fall sich auf See zu wagen. Die positiven Eindrücke und schönen Momente (segeln in die Nacht oder am frühen Morgen, die Begegnungen mit anderen Seglern und Einheimischen, die positive Herausforderung auf See) überwiegen allemal!!! Und für eine ungeahnte Notsituationen gibt es die SAR, die die Küste sehr gut überwacht und zur Hilfe eilt!! Vielen Dank an alle Seenotretter!! Ich war so glücklich darüber, euch in meiner Notsituation bei mir zu haben!

Die Seenotretter haben ihren Einsatz bei Matilda und mir fotografiert, daher kommen ein Teil der hier eingestellten Fotos.

Martina